Laut Leichtathletikordnung darf bei einem Laufwettkampf nur die Bruttozeit zur Festlegung der Platzierungen herangezogen werden.
Bruttozeit ist jeweils die Zeit vom Startschuss bis zum Überlaufen der Ziellinie. Wenn man die Nettozeit zur Auswertung heranziehen würde, könnte es passieren, dass ein Sportler aus den hinteren Startreihen eine schnellere Laufzeit erzielt, aber nicht als Erster über die Ziellinie läuft, sondern erst als 20. oder 100ter. Dies würde zu erheblichen Verwirrungen bei den Zuschauer, Sportlern und der Presse führen.
Der Erste auf der Ziellinie sollte auch der Sieger sein und entsprechend gefeiert werden.
Die Ausgabe der Nettozeit (der Zeit zwischen dem Überlaufen der Startlinie und der Ziellinie) ist eine Beigabe.
Der Transponder wird zwingend benötigt, da die Kampfrichter bei der Einlaufdichte gar nicht so schnell die Startnummern und Zeiten aufschreiben können.
Der Einsatz eines Transponders verursacht im Vorfeld einen erheblichen Mehraufwand in der Programmierung und Datenerfassung, aber erleichtert wenn der Sportler seinen Transponder richtig befestigt hat, die Zielerfassung erheblich, weil sofort die Laufzeit und die Startnummer elektonisch erfasst wird und zeitgleich ausgewertet werden kann.
Somit ist es möglich die Altersklassen und Platzierungsurkunde schon im Zielauslauf auszugeben. Wir sind aber davon abgekommen, weil die Sportler zumeist sehr verschwitzte Hände haben und bei den Siegerehrungen dann die Zuschauer fehlen.
So hat man es im Spreewald verstanden
Sehr geehrte Damen und Herren,
bei den Recherchen zur Fertigstellung eines Berichtes über den Spreewaldmarathon für die Laufzeitschrift Marathon & mehr fand ich auf Ihrer Seite im Netz einen Beitrag zum Thema NZ/BZ.
Da 85 % der Veranstalter in Deutschland und 90 % der Zeitmessfirmen die damit verbundenen Regeln und Erfordernisse ignorieren, möchten wir Ihnen dazu gratulieren, weil Sie es verstanden haben und regelgerecht das Thema der Zeitnahme abhandeln. Erst vor 14 Tagen haben wir in Bonn erleben müssen, dass der als 4. Einlaufende mit der besseren Nettozeit als Sieger geehrt wurde und der tatsächliche Sieger nach Bruttozeit leer ausging. Mein Intervenieren mit dem Regelbuch stieß auf taube Ohren mit der Begründung, dass das doch keiner machen würde. Was allerdings und leider stimmt.
Mit den besten Grüßen
Birgit Lennartz & Udo Lohrengel
Der Bundesausschuss Wettkampforganisation des DLV hat zu Netto- und Bruttozeiten für Straßenläufe folgende Entscheidung getroffen.
1. Netto- und Bruttozeit
Durch die bei allen großen Straßenläufen gebräuchliche Transponder-/Chip-Zeitmessung ist es seit Jahren möglich, nicht nur die Zeit zwischen Startschuss und Zieleinlauf (Brutto-Zeit) zu ermitteln, sondern auch die exakte Zeit zwischen Überqueren der Startlinie und Zielankunft (Netto-Zeit). Bei Läufern in hinteren Startblöcken entstehen dabei Unterschiede von einigen Minuten.
2. IAAF-Regeln: Brutto ist offiziell
Nach den internationalen Leichtathletik-Regeln ist nur die Brutto-Zeit die offizielle Zeit, die in die Bestenlisten übernommen werden darf. Bisher hielt sich auch der DLV auf nationaler Ebene an diese Vorgabe, was auf allgemeines Unverständnis der Straßenläufer/innen stieß. Auch die Statistiker hatten ihre Probleme mit dieser uneingeschränkten Übernahme der IAAF-Regel, weil sie einerseits mühevoll in den Ergebnislisten nach den Brutto-Zeiten suchen mussten und andererseits die Einwände der Aktiven verstehen konnten, die einen ungewollten Zuschlag auf ihre tatsächliche Leistung erkennen mussten.
3. Ab 2005 sind die Querelen beendet
Mit der Entscheidung des Bundesausschusses (BA) sind diese Querelen zwischen Läufern und Statistikern ab 2005 beendet. Sowohl für die Einzel- als auch für die Mannschafts-Ergebnisse gilt nun, dass die Netto-Zeiten aufgelistet werden können.
4. Platzierung im einzelnen Lauf richtet sich nach Zieleinlauf!
Eine wichtige Bedeutung hat die Brutto-Zeit allerdings weiterhin: Der Bundesausschuss stellt ausdrücklich fest, dass sich die Platzierung im einzelnen Lauf immer nach dem Zieleinlauf – und damit nach der Bruttozeit – richtet. Wer vor einem anderen Läufer im Ziel ist, muss auch besser platziert sein, ungeachtet dessen, dass der andere vielleicht eine bessere Nettozeit hat!
Eberhard Vollmer
DLV – Öffentlichkeitsarbeit (17.05.2010)